Selektives Factoring oder umfassender Forderungsverkauf: Wie viel Finanzierung soll es sein?

Factoring etabliert sich als Finanzierungslösung für KMU immer stärker. Es bringt sofortige Liquidität, schützt vor Zahlungsausfällen und entlastet bei Bedarf die Administration. Doch wie umfassend soll es sein? Während beim klassischen Factoring Forderungen in großem Umfang laufend an eine Factoring-Gesellschaft verkauft werden, erlaubt das selektive Factoring eine punktuelle Auswahl. Für viele Unternehmen ist das ein pragmatischer Weg zu mehr Flexibilität und Effizienz.

Beim selektiven Factoring – auch Auswahl- oder Ausschnittfactoring genannt –, steht nicht die prinzipielle Abtretung aller Forderungen im Vordergrund. Stattdessen wählt ein Unternehmen vorab aus, welche Debitoren es in die Factoring-Vereinbarung aufnehmen möchte. Der Forderungsverkauf beschränkt sich somit auf einen definierten Ausschnitt des gesamten Forderungsportfolios.

Auch in der selektiven Variante: factoringtypische Abwicklung

Nach erbrachter Leistung oder erfolgter Lieferung stellt das Unternehmen seine Rechnung, der Factor kauft sie an und übernimmt auch das Ausfallrisiko sowie das Forderungsmanagement für diese. Der Unterschied zu anderen Factoring-Modellen liegt ausschließlich in der Begrenzung auf ausgewählte Schuldner. Das macht die Finanzierung bedarfsgerecht und präzise steuerbar. Unternehmen setzen dort Liquidität frei, wo sie tatsächlich gebraucht wird – und vermeiden Kosten, wo sie unnötig wären.

Die Auswahl beim selektiven Factoring erfolgt nach strategischen Kriterien des Unternehmens: Schuldner mit hohen Rechnungsbeträgen, langen Zahlungszielen oder erhöhtem Risiko werden beispielsweise einbezogen, während etwa Kunden mit kleinen Beträgen, schneller Zahlung oder Abtretungsverboten außen vor bleiben.

Beim Auswahlfactoring auf getrennte Rechnungen achten

Ein praktischer Aspekt macht selektives Factoring etwas aufwändiger in der Umsetzung: Unternehmen müssen zwei unterschiedliche Rechnungsformulare nutzen. Für die Debitoren, die Teil der Factoring-Vereinbarung sind, sind die Bankverbindung des Factors und ein Abtretungsvermerk verpflichtend. Forderungen an alle anderen Kunden werden weiterhin auf eigene Rechnung und mit den gewohnten Zahlungsangaben gestellt.

Factoring über das gesamte Forderungsportfolio

Dem Auswahlfactoring gegenüber steht das klassische Factoring-Modell mit der Abtretung des gesamten Forderungsportfolios – oder zumindest eines großen Teils davon. Hier werden Forderungen, die die Anforderungen des Factoring-Partners erfüllen, umfassend und fortlaufend an diesen verkauft. Die Lösung sorgt für eine gleichmäßige Liquiditätsversorgung und breite Erleichterung im Risikomanagement.

Der Forderungsverkauf erfolgt automatisch und ohne gesonderte Auswahl und Abstimmung. Das reduziert den administrativen Aufwand, erhöht jedoch auch die Factoring-Kosten etwas, da entsprechend Forderungen in einem größeren Umfang verkauft werden. Besonders für Unternehmen mit einem kaum veränderlichen Kundenstamm, gleichförmigen Umsätzen und dem Wunsch nach kontinuierlicher Planbarkeit ist dieser Weg sinnvoll.

Gut zu wissen

Bei beiden Factoring-Varianten prüft der Factor im Vorfeld die Bonität der jeweiligen Schuldner. Es werden nur Forderungen von Debitoren angekauft, die den Anforderungen des Factors genügen. Daher kann es auch in der umfassenden Variante sein, dass nicht das gesamte Forderungsportfolio angekauft wird. Zudem einigen sich Finanzierer und Unternehmen im Vorfeld meist grundsätzlich auf ein bestimmtes Kontingent.

Gegenüberstellung der Modelle: Was passt für wen?

Selektives Factoring:

  • Nur ausgewählte Debitoren werden einbezogen
  • Kosteneffizient durch gezielten Einsatz
  • Flexibel und strategisch nutzbar
  • Geringer Eingriff in bestehende Abläufe
  • Erfordert getrennte Rechnungsstellung für Factoring- und Nicht-Factoring-Kunden

Reguläres Factoring:

  • Ein Großteilt der Forderungen wird laufend verkauft
  • Kontinuierliche, umfassende Liquiditätsversorgung
  • Höhere Gesamtkosten, da mehr Forderungen abgetreten werden
  • Gut geeignet für Unternehmen mit stabiler Kunden- und Umsatzstruktur
  • Schafft mehr Planungssicherheit

Sie möchten punktuell und ergänzend Liquidität freisetzen oder prüfen, ob eine umfassende Factoring-Lösung besser zu Ihnen passt? Unsere Expertinnen und Experten unterstützen Sie gerne, den richtigen Weg für Ihr Unternehmen zu finden.